Interdisziplinär und ganzheitlich

Ein Schulgarten ist per se ein interdisziplinäres Erfahrungsfeld. Biologisches Wissen ist Voraussetzung für den gärtnerischen Erfolg. Wer zum Beispiel eine Tomate zu früh auspflanzt, muss damit rechnen, dass sie erfriert, da sie aus frostfreien Regionen stammt. Man braucht handwerkliches Geschick, etwa Feinmotorik für’s Pikieren und den richtigen Dreh beim Zusammenschrauben eines Hochbeetes. Technisches Verständnis ist hilfreich beim Bauen einer (stabilen!) Rankhilfe oder der Versorgung der Teichpumpe mit Solarstrom. Geräte mit langem Stiel machen die Gesetze der Physik und deren Nutzung begreifbar: der lange Hebel etwa, der das Umgraben in hartem Boden erleichtert, oder das Finden des Schwerpunktes zum leichteren Tragen des Gerätes („in der Waage“ ist das Gerät nicht in der Mitte, sondern weit vorne, weil der Aufsatz aus Metall (Spatenblatt, Zinken) eine höhere Dichte hat als der Holzstiel). Der Wasserdruck einer erhöht stehenden Wassertonne ermöglicht es, eine Tröpfchenbewässerung ohne Pumpe zu betreiben. Im Schulgarten wird außerdem immer wieder gerechnet und gemessen: Wie viele Bohnensamen brauche ich für zwei Reihen mit jeweils drei Metern Länge, wenn im Abstand von je 40 cm je fünf Samen gelegt werden?

Der Garten ermöglicht nicht nur fachübergreifendes, sondern vor allem auch ganzheitlichen Lernens, d. h. der überlegte und tätige Umgang mit der Natur (Kopf und Hand), an dem alle Sinne beteiligt sind, schafft eine unmittelbare Beziehung zu Lebewesen (Herz) und zwar nicht nur zu denen, die man kultiviert, sondern auch zu denen, die das Geschaffene als Lebensraum annehmen und die sich, vielleicht mit gemischten Gefühlen, beobachten und erforschen lassen.

Vor allem aber ist Lernen im Schulgarten kein äußerer Zwang, sondern innere Notwendigkeit. Wenn Kinder live erleben, wofür Wissen gebraucht wird, sind sie auch eher bereit, sich dieses Wissen anzueignen: Vom Handeln zum Wissen!

Zurück