Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Die Klimabildungsmaßnahmen folgen dem Leitbild der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Ziel von BNE ist es abschätzen zu können, wie sich das eigene Tun auf die jetzige und auf zukünftige Generationen und das Leben in anderen Teilen der Welt auswirkt. Sie befähigt Kinder, Jugendliche und Erwachsene informierte Entscheidungen zu treffen und verantwortlich zum Schutz der Umwelt, für eine nachhaltige Wirtschaft und eine gerechte Gesellschaft zu handeln.
Ob beim täglichen Essen, beim Heizen und Lüften, bei der Verkehrsmittelwahl für den Weg zur Schule, Arbeit oder Freizeit, bei Kleidungs- oder Handykauf – unsere Lebensweise hat vielfältige Auswirkungen. Komplexe globale Zusammenhänge zu verstehen, bewerten zu können und das persönliche Handeln danach auszurichten, ist Ziel von BNE.
BNE verändert das Lernen und hilft, besser zu lernen. Ausgehend von Erfahrungen in der eigenen Umwelt integriert BNE Wissen und Können für eine nachhaltige Entwicklung. Sie eröffnet individuelle und gesellschaftliche Handlungsoptionen und stärkt die Gestaltungskompetenz für eine aktive Teilhabe an der Gesellschaft.
Gestaltungskompetenz meint dabei die Fähigkeit, so zu denken und zu handeln, dass man die Welt im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung verändern kann.
Zur Gestaltungskompetenz gehören:
- Sach- und Methodenkompetenz, z.B. interdisziplinär Informationen gewinnen, weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen oder vorausschauend denken und handeln können.
- Soziale Kompetenzen, z.B. gemeinsam mit anderen kommunizieren und kooperativ zusammenarbeiten oder andere motivieren können, aktiv zu werden.
- Selbstkompetenz, z.B. die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren oder Empathie und Solidarität für Benachteiligte zeigen können.
Bildung für nachhaltige Entwicklung entfaltet sich durch ein Zusammenspiel aus Zielen, Inhalten und Methoden. Im Mittelpunkt stehen partizipative Methoden, der Bezug zu Alltag und Lebenswelt sowie die Praxis- und Erfahrungsorientierung:
- Projektlernen, Lernwerkstätten oder selbstorganisiertes Lernen ermöglichen es, voneinander und miteinander zu lernen.
- Energiedetektive, Schuluntersuchungen oder Nachhaltigkeitsaudits erschließen die Schule selbst als Lernobjekt und sind Baustein für eine ganzheitliche Schulentwicklung.
- Die Simulations- und Szenariotechnik helfen, eine Zukunftsperspektive aufzubauen und vernetztes Denken einzuüben.
- Schülerfirmen erproben nachhaltiges Wirtschaften im Kleinen.
Eine stärkere Öffnung von Bildungsinstitutionen wie der Schule fördert die Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung. Durch die Kooperationen mit lokalen außerschulischen Institutionen und Netzwerken können nachhaltige Bildungslandschaften in der Region entstehen.
Die UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung von 2005 bis 2014 hat die Weichen für eine Verankerung von BNE in der deutschen Bildungslandschaft gestellt. In dieser Zeit sind vielfältige Projekte in formellen und non-formellen Bildungseinrichtungen entstanden; das lokale Wissen und die Kooperation unterschiedlicher BNE-Akteure gaben Impulse für Innovationen im Bildungswesen. 135 hessische Projekte wurden in der Laufzeit der Dekade von der deutschen UNESCO-Kommission ausgezeichnet; das Leuchtturmprojekt „Schuljahr der Nachhaltigkeit“ erlangte gar das Siegel als offizielle Maßnahme der UN-Dekade.
Das 2015 darauf aufbauende Weltaktionsprogramm BNE (WAP) denkt die Verankerung von BNE weiter: vom Projekt zur Struktur. Der Fokus des Weltaktionsprogramms liegt auf der politischen Unterstützung von BNE, der ganzheitlichen Transformation von Bildungseinrichtungen, dem Kompetenzaufbau bei den Multiplikatoren, der Stärkung junger Menschen und der Förderung von nachhaltiger Entwicklung in Kommunen.
Das Land Hessen orientiert sich bei der Umsetzung seiner Bildungsmaßnahmen sowohl am Nationalen Aktionsplan BNE, der 2017 von Bund, Ländern, den kommunalen Spitzenverbänden und Vertretern der Zivilgesellschaft erarbeitet wurde, als auch an den von den Vereinten Nationen verabschiedeten 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs).
Dort heißt es:
"Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, Weltbürgerschaft und die Wertschätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung".
Der Hessische Landtag hat 2018 den Nationalen Aktionsplan BNE und seine Verankerung im Schulalltag ausdrücklich begrüßt. Auch das Hessische Schulgesetz schreibt „Umweltbildung und BNE“ als „besondere Bildungs- und Erziehungsaufgabe“ fest und misst BNE damit einen hohen Stellenwert im schulischen Kontext bei.
Damit folgen die Klimabildungsmaßnahmen den Vorgaben des Hessischen Schulgesetzes, dem hessischen Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0-10 Jahren (BEP) und den Hessischen Bildungsstandards. Auch die Basiskonzepte für die Grundschule bieten vielfältige Anknüpfungspunkte für BNE im Unterricht.