Alle werden gebraucht

Dass Gerechtigkeit nicht bedeutet, dass alle das gleiche müssen und dürfen, sondern das Respektieren und gegenseitige Ausbalancieren individueller Bedürfnisse, Fähigkeiten und Interessen, ist ein langer und schwerer, aber lebensnotwendiger Lernprozess. Beim Gärtnern werden viele verschiedene Kompetenzen gebraucht: Intellektuelle und handwerkliche Talente sind ebenso gefragt wie Achtsamkeit und Sinnesschärfe, Kreativität und ästhetisches Gespür, Körperkraft, Ausdauer und Geduld. Für die Arbeit im Gruppen sind auch Team-Kompetenzen wie Führungsstärke, Begeisterungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Kompromissbereitschaft etc. erforderlich.

Im Schulgarten arbeiten alle auf Augenhöhe, jeder kann von jedem etwas lernen. Verschiedene Interessen werden gleichberechtigt berücksichtigt, verschiedene Fähigkeiten gleichwertig anerkannt. Im Schulgarten werden generell Kompetenzen aufgewertet, die sonst wenig gefragt sind, wie zum Beispiel die Fähigkeit der Mütter aus Migrationsfamilien, aus den Gartenprodukten gesunde und schmackhafte Gerichte zu kochen – auch ohne nennenswerte Deutschkenntnisse.

Auch das soziale Rollengefüge einer Lerngruppe wird im Schulgarten immer wieder neu zusammengesetzt, weil die Vielfalt der Aktivitäten viel breiter gefächert ist als im Klassenzimmer, wo vor allem der Intellekt gefordert ist. Im Schulgarten kann jeder mal zum „Klassenbesten“ werden, je nachdem, ob ein Beet geplant, filigrane Sämlinge vereinzelt, mucksmäuschenstill ein Tier beobachtet oder Kartoffeln geerntet werden.

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